Ich dachte, ich hätte alles – eine liebevolle Ehefrau, drei wunderbare Kinder und ein Leben, das wir gemeinsam aufgebaut hatten. Doch in der Nacht, in der ich ihr zu dieser Party folgte, brach alles, woran ich geglaubt hatte, in sich zusammen.
Mein Tag begann immer mit der vertrauten Symphonie des Chaos. Timmys schrille Schreie kamen aus seinem Kinderbett. Kevin ließ seine Spielzeugautos auf dem Teppich zusammenkrachen und machte Explosionsgeräusche. Währenddessen stand Emma vor mir.
„Papa, ich muss heute mein rosa Kleid tragen. Alle werden es lieben. Es ist das tollste Kleid überhaupt!“
Ich nickte, während ich ihre Haare zu einer ordentlichen Schleife band.
„Natürlich, Schatz. Alle werden beeindruckt sein.“
Der warme, süße Duft von Schokoladenkeksen wehte aus der Küche. Meine Kekse waren mein Markenzeichen – frisch gebacken für die Brotdosen der Kinder. Während der Ofen seine Arbeit tat, konzentrierte ich mich darauf, das letzte Stück von Kevins Dinosaurierkostüm zu nähen.
„Das muss der coolste Dino überhaupt werden, Papa!“ sagte Kevin und lehnte sich über den Tisch, um meine Arbeit zu begutachten.
„Das wird er, mein Junge,“ versicherte ich ihm. „Warte nur ab.“
Im Hintergrund lief ein leises Hörbuch. Es war nichts Besonderes, nur etwas zur Unterhaltung für die Kinder. Diese Momente brachten mir Frieden. Sie erinnerten mich daran, dass ich trotz aller Veränderungen im Leben noch immer etwas hatte, woran ich mich festhalten konnte.
Aber es war nicht immer so gewesen.
Früher führte ich ein erfolgreiches Unternehmen. Lange Tage und Nächte harter Arbeit ermöglichten es Angela und mir, dieses Haus zu kaufen und ihr Jurastudium zu finanzieren. Sie hatte große Träume, und ich wollte, dass sie in Erfüllung gingen.
Als Emma geboren wurde, bat sie mich, vorübergehend zu Hause zu bleiben, damit sie ihr Praktikum beenden konnte. Ich stimmte zu, in dem Glauben, es sei nur für eine kurze Zeit. Doch dann kam Kevin zur Welt, und Angelas Karriere nahm rasant Fahrt auf.
„Ich kümmere mich um das Haus und die Kinder“, sagte ich zu ihr. „Du konzentrierst dich auf die Arbeit.“
Angela nahm nach Kevins Geburt nicht einmal Mutterschaftsurlaub und kehrte schon zwei Monate später ins Büro zurück. Eine Beförderung folgte der nächsten, und ihre Zeit zu Hause schrumpfte auf ein Minimum.
Ich war derjenige, der die Kinder fütterte, Elternratgeber las und sogar Geburtstagstorten backte. Es störte mich nicht. Ich war stolz darauf, wie selbstständig ich geworden war.
An jenem Nachmittag, als ich die letzte Naht an Kevins Kostüm nähte, kam Angela früher als gewöhnlich nach Hause. Sie begrüßte weder mich noch die Kinder. Stattdessen eilte sie direkt ins Schlafzimmer.
Wenige Minuten später erschien sie im Flur – verwandelt. Ihr schwarzes Kleid schmiegte sich perfekt an ihre Figur, und ihr roter Lippenstift glänzte im Licht. Sie sah atemberaubend aus.
„Heute Abend gibt es eine Firmenfeier. Ich muss dort sein“, sagte sie, während sie ihre Ohrringe richtete.
„Eine Firmenfeier?“ fragte ich. „Davon hast du nichts gesagt. Ich hätte mitkommen können.“
„Es ist spät. Es ist nur für die Arbeit. Du würdest dich langweilen.“
Ich stand da und sah zu, wie sie ging, ohne sich noch einmal umzudrehen. Für einen Moment kam mir eine Idee.
Ich griff zum Telefon und rief unsere Nachbarin, Mrs. Graham, an.
„Hallo, könnten Sie heute Abend ein paar Stunden auf die Kinder aufpassen?“
Nachdem sie zugestimmt hatte, stellte ich den Ofen aus, zog mein bestes Hemd an und nahm einen Strauß von Angelas Lieblingslilien.
„Heute Abend“, murmelte ich, „werde ich sie daran erinnern, was wir einmal hatten.“
Die Party war voller Leben, als ich den Veranstaltungsort betrat. Die Musik vibrierte durch die Luft, und der Raum glitzerte vor teuren Stoffen und funkelndem Schmuck. Ich fühlte mich ein wenig fehl am Platz in meinem schlichten Hemd und mit dem Strauß Lilien in der Hand wie ein verliebter Teenager.
Meine Augen durchsuchten die Menge – dann entdeckte ich Angela. Sie stand auf der Bühne, der Mittelpunkt der Aufmerksamkeit. Sie sah aus wie ein Covermodel eines Hochglanzmagazins.
Ein Stolz erfüllte mich, als ich ihr zuhörte. Ihre Worte flossen mühelos, und das Publikum hing an ihren Lippen.
Meine Frau ist brillant. Meine Angela. Wie hatte ich so viel Glück?
Ich stellte mir ihr Lächeln vor, wenn ich ihr die Blumen überreichen würde.
Doch bevor ich mich ihr nähern konnte, trat ein anderer Mann an ihre Seite. Er überreichte ihr einen riesigen Strauß Orchideen – die Art, die ich mir nie leisten konnte.
Dann umarmte er sie.
Die Lilien drohten mir aus der Hand zu gleiten.
Angela lächelte – aber nicht das Lächeln, das sie mir schenkte. Dieses war warm und vertraut.
Mein Herz raste, als ich ihnen unauffällig folgte.
Nahe dem Ausgang blieb sie stehen. Ihre Stimme war klar und scharf:
„Nur noch ein bisschen länger, dann müssen wir uns nicht mehr verstecken. Ich reiche bald die Scheidung ein.“
Meine Beine zitterten, aber ich zwang mich, nach vorne zu treten.
Stumm hielt ich ihr die Blumen hin.
Angela erstarrte, ihre Augen weiteten sich. Doch sie sagte kein Wort.
Ohne ein weiteres Mal hinzusehen, drehte ich mich um und ging.